Kochen mit Köpfchen
Längst vergessene Küchenutensilien
Buttermaschine, Kaffeeröster, Zuckerzange und Co.: Vieles aus Omas Küchenalltag ist heute museumsreif. Anderes wird wieder oder ist immer noch aktuell. Und: Wie funktioniert eigentlich Kochen ohne Strom?
Beamen wir uns küchentechnisch einige Jahrhunderte zurück. Im 18. Jahrhundert wurde noch etwas anders gekocht. Offene Feuerstellen dominierten die Rauchstuben – dementsprechend verrußt und verqualmt waren auch die Küchen. Zubereitet wurde das Essen in Dreifußpfannen oder –reinen, direkt in der Glut. Deswegen: Danke, industrielle Revolution! Ende des 18. Jahrhunderts begannen Gas und Elektrizität dieses „wilde“ Kochen abzulösen. Rauchkuchln gibt’s heute noch in ausgewählten Gasthäusern. Da gehen wir hin, weil wir mal was erleben wollen. Ganz prinzipiell schalten wir zu Hause aber bevorzugt unseren Induktionsherd ein – natürlich mit Touchfunktion und ganz ohne vom Qualm tränende Augen.
Küchenutensilien gestern und heute
Schneidebretter, Siebe, Schneebesen und den guten, alten Kochlöffel hat man auch damals schon verwendet. Mörser und Stößel gehörten ebenfalls zur Grundausstattung. Im Laufe der Zeit haben sich diese Küchenutensilien durch den technischen Fortschritt in Form und Material weiterentwickelt. So ist etwa der Pinsel, mit dem wir unseren Strudel mit Ei bestreichen, nicht mehr aus Haaren, sondern aus Silikon gemacht. Und wir freuen uns über einen Schneebesen aus Metall, der materialtechnisch nichts mehr mit seinem Vorfahren aus zusammengebundenen Zweigen gemein hat. Was sich auch hygienisch einwandfreier gestaltet.
Vor allem Geräte, die früher mechanisch durch eine Kurbel betrieben wurden – wie etwa der Handmixer – funktionieren heute elektronisch. Was aber nicht bedeutet, dass wir Handrührgeräte oder manuelle Passiergeräte wie die Flotte Lotte nicht mehr nutzen (die gibt es auch heute noch zu kaufen). Nur eben sporadischer.
Espresso, Cappuccino, Café Latte? Ganz egal. Wir drücken einfach die richtige Taste am Kaffeevollautomaten.
Doch wie war das früher? Welche Küchenutensilien haben teilweise noch unsere Großeltern verwendet, um zum selben Ergebnis am Teller oder in der Tasse zu kommen?
Frühstück mit Workout
1. Butter
Einfach ein Stück Butter abschneiden und aufs Semmerl schmieren? – Ja schon, aber erst nach getaner Arbeit. Genau dafür war die Buttermaschine gemacht. Rahm in den Glasbehälter füllen, den Metalldeckel mit den eingebauten Quirlen drauf und dann kurbeln, kurbeln, kurbeln. Unsere Großeltern haben sich ihr Frühstück wirklich noch verdienen müssen.
2. Kaffee
Auch für eine köstliche, dampfende Tasse Kaffee musste man früher ganz schön schuften. Erst mal die grünen Kaffeebohnen – oder, was eigentlich eher der Fall war, einen Kaffeeersatz wie Gerste oder Eicheln – im Kaffeeröster über den Flammen kastanienbraun rösten. Das Ganze danach händisch in der Kaffeemühle mahlen und anstatt das Pulver einfach in eine Kaffeemaschine zu füllen, Filtereinsatz auf die Tasse stellen. Schließlich das Kaffeepulver reingeben und heißes Wasser darüber gießen. Zum Schluss geduldig warten, bis die erste Tasse des Tages durchgelaufen ist.
3. Zucker
In den Kaffee geben wir heute Würfelzucker. Feinkristall- oder Rohrzucker verwenden wir für Kuchen, Kandiszucker für Tee. Anno dazumal kam der Zucker noch in Hutform gegossen daher. Und dafür brauchte es auch das passende Zerlegewerkzeug: die Zuckerzange. Dasselbe Spiel beim Salz: Auch davon gab es gleich einen großen Brocken, der erst mit der Salzreibe zerkleinert werden musste.
Unverzichtbarer Helfer
Heute eher selten anzutreffen, war die Kartoffelpresse früher in jedem Haushalt zu finden. Bestens geeignet, um Erdäpfelteig oder Püree herzustellen, erinnert sie optisch an eine überdimensionale, metallene Knoblauchpresse. Und genauso funktioniert sie auch. Erdäpfel hineinfüllen, zusammendrücken und die so fabrizierten Kartoffelschnüre weiterverarbeiten.
Konserven selbstgemacht
Schon mal was von Einrexen gehört? So wurde nämlich früher Obst und Gemüse haltbar gemacht. Im Keller stapelten sich statt Aludosen Rexgläser gefüllt mit Letscho, Kompott oder anderen eingelegten Köstlichkeiten. Das Prinzip des Haltbarmachens war dabei damals schon dasselbe wie heute: erhitzen und vakuumieren. Und weil wir schon beim Haltbar machen sind: Wie sah eigentlich eine Welt ohne Tupperware aus? Kaum vorstellbar, oder? Dabei erfüllten unglasierte Tontöpfe denselben Zweck. Sie hielten die Nahrungsmittel kühl und somit frisch.
Rien ne va plus
Das Blackout, also der totale Stromausfall, ist in unserer hochtechnisierten Welt ein Worst-Case-Szenario. Rien ne va plus – nichts geht mehr. Kommen wir gedanklich aber wieder in einer Küche ohne Strom an, ist diese Tatsache keine Schreckensvision, sondern Alltag. Kein Strom – kein Kühlschrank.
Wie also frische Nahrungsmittel vor dem Verderben bewahren, wenn man sie nicht räuchern, selchen oder einrexen möchte? Dafür gab’s den Eiskasten, der allerdings nur in der kalten Jahreszeit funktionierte. Die aus gefrorenen Gewässern herausgesägten Eisblöcke wurden rund um die Vorratsfächer angebracht und voila: der Kühlschrank war einsatzbereit und man selbst (notgedrungen) unabhängig. Doch genau aus diesem Grund erleben viele längst vergessene, handbetriebene Küchenutensilien heute ein Revival. Um nämlich auch dann noch selbstständig kochen zu können, wenn draußen gar nichts mehr funken sollte.
Du möchtest noch durch Koch- & Backtipps von Oma stöbern? Dann haben wir im Artikel “Omas beste Küchentricks” einige davon gesammelt.
(14.06.2017)