Kochen mit Köpfchen

Cider: Das beste aus dem Apfel

Werden die Äpfel reif, haben die Cider-Produzenten Hochsaison. Lange im deutschen Sprachraum ein Nischenprodukt, ist das Getränk nun auf dem besten Wege, Kult zu werden.

Am Anfang steht der Apfel. Most machen die Österreicher daraus schon lange, auf den Getränkekarten findet man ihn allerdings fast ausschließlich in Mostschenken. Ein tolles Naturprodukt und doch hat der Most imagetechnisch leider (noch) nicht die Kurve gekriegt. Was soll man im Apfelland Österreich auch mit so vielen Früchten anstellen? Macht man halt das Allerweltsgetränk Most draus, von dem wohl bei jedem Bauern mit Apfelbäumen mindestens ein Fass im Keller steht. Und der Cider?

 

Abseits von Most

Der Cider wird ebenfalls aus Äpfeln hergestellt. Während beim Most Apfelsaft und Hefe mittels Kellertechnik vergoren wird, wird beim Cider noch eins draufgesetzt: Zum bereits vergorenen Apfelsaft werden noch reiner Apfelsaft und Kohlensäure zugegeben. Damit ist er im Prinzip also nichts Anderes als verfeinerter Most. Durch den Fruchtsaft weniger sauer und mit geringerem Alkoholgehalt und deshalb – so sagen zumindest Fans des In-Getränkes – echt süffig.

Im Gegensatz zum Most besiedelt der Cider immer öfter die Getränkekarten diverser Pubs und Bars. Auch Haubenlokale sind bereits auf den Geschmack gekommen. Längst gibt’s ihn nicht nur mehr im gut sortierten Fachhandel, sondern ganz klassisch im Supermarkt zu kaufen. Aufmachung und Image des Apfelweins sind top, er ist auf dem besten Wege, Standard zu werden. Dazu tragen auch die jungen, visionären Produzenten aus Österreich nicht Unwesentlich bei.

Cider mit Herzblut

Der 28-jährige Jungbauer David Kargl aus dem steirischen Murtal produziert auf seinem Hof neben Most, der in edlen Flaschen daherkommt und ausschließlich aus Weingläsern getrunken wird, auch den äußerst feinen Kühbreincider. Verarbeitet werden nur Äpfel in Bio-Qualität von der drei Hektar großen Streuobstwiese hinter dem Haus, die der junge Landwirt „mit Liebe und Herzblut pflegt“. Außerdem: Fallobst verirrt sich am Kühbreinhof keines in die Flaschen, die alten Apfelsorten Kronprinz Rudolf, Maschansker, Krummstiel, Schafnase und Landsberger Ranette werden per Hand gepflückt. Von der Ernte bis hin zur Abfüllung läuft die gesamte Produktion am Hof ab – weniger als hundert Meter liegen zwischen Produktionsräumen und Obstgarten. Echt CO2-neutral.

 

Ein Quereinsteiger kann’s

„Ich bin anders, mein Most auch“, sagt Manfred Fauster, der erste Mostsommelier der Steiermark. Eigentlich ein Quereinsteiger, hat sich der Grazer weit über die Szene hinaus einen Namen gemacht, ist unter anderem zweifacher Landessieger. Neben Most und Saft produziert Fauster auf seinem Hof im Vollerwerb auch den SteirerCider. Dafür mischt er die Sorten Arlet, Roubinette und Jonagold. Heraus kommt ein süßer Cider, mit leichten 3,8 % Alkohol, der herrlich auf der Zunge prickelt.

 

Einen zwitschern

Drei bis vier handgepflückte, steirische Äpfel stecken in jeder Goldkehlchen Cider-Flasche. Auch Adam Ernst und Eva Wildsperger sind wie Manfred Fauster Quereinsteiger in der Ciderbranche. Kennengelernt haben sich die beiden im Auslandssemester in Australien. Getrunken haben sie dort neben Wein und Bier ganz selbstverständlich auch Cider. Und sich dann gefragt, warum es eigentlich im Apfelland Österreich keinen gibt.

Mit Goldkehlchen haben sie Abhilfe geschaffen. Gezwitschert werden darf er in vier Sorten: Ganz ursprünglich aus reinem Apfelsaft oder aber auch mit Weichsel-, Birnen- oder Schwarzem Ribiselsaft verfeinert. Außerdem werden alle Sorten nach dem eigens auferlegten Reinheitsgebot hergestellt: Ohne Aromen, Farbstoffe, Geschmacksverstärker oder zugefügten Zucker. Prost!

Cider Goldkehlchen Querkochen

Bio, echt fein!

Einen mehrfach mit Gold prämierten Bio-Apfelcider stellt die Familie Filipp aus dem eher für DAC-Veltliner bekannten Weinviertel her. Während die anderen Produzenten klassisch in 0,33-Liter-Flaschen abfüllen, kredenzen die Filipps ihren Cider in der Prosecco-Flasche. Die sieben verschiedenen Apfelsorten, darunter Topaz, Opal, Luna und Rubinola, werden allesamt per Hand geerntet. Verarbeitet werden sie direkt am Hof. Süß, fruchtig, spritzig.

 

Cider tut gut

Das Beste kommt bekanntlich immer zum Schluss: Er schmeckt nicht nur, er gilt auch noch als äußerst gesundheitsfördernd, enthält er doch viele organische Fruchtsäuren und Mineralien. Er soll etwa bei Bluthochdruck helfen, Herzmuskel- und Gehirndurchblutung fördern, die Verdauung anregen und den Stoffwechsel ankurbeln. Auch bei Gicht, Rheuma, Übelkeit und Kreislaufproblemen darf man guten Gewissens auf das alkoholische Helferlein zurückgreifen – selbstverständlich in Maßen. Im Vergleich zu Wein hat Cider zudem erfrischend wenig Kalorien, nur knapp 100 pro Glas.

Übrigens: Hätten Sie gewusst, dass er nicht wie oftmals angenommen aus England, sondern aus der Türkei stammt? Ein Volksstamm aus Side hat erstmals aus gepressten Äpfeln ein alkoholisches Getränk produziert. Noch ein Tipp zum Schluss: Cider mit Gewürznelken, Zimtstange und Zitronenscheiben erwärmen – hilft wunderbar gegen Erkältungen im Herbst!

 

 (07.09.2017)

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