Kochen mit Köpfchen
Essen & Mode
Essen und Mode zählen mit zu den schönsten Dingen des Lebens. Vielleicht haben sie auch daher, ganz nach dem Motto „Gleich und gleich gesellt sich gern“ mehr Dinge gemeinsam, als man auf den ersten Blick oder Bissen vermuten würde.
Früher einmal – da war Essen der Mode größter Feind. Denn Essen war gleich Kalorienzufuhr und damit – im katastrophalsten Fall – eine Kleidergröße mehr. Daher nutzte man den Backofen ganz á la Carrie Bradshaw in „Sex and the City“ für Accessoires oder tauschte die Küche in der Manhattaner Wohnung gleich gegen einen begehbaren Kleiderkasten aus. Wer braucht schon Essen.
Doch zum Glück sind diese Zeiten vorbei. Denn heute ist gutes Essen in Mode. Genauso wie es Schuhe von Jimmy Choo sind. Auf Tische in Spitzenrestaurants wie dem „Celler de Can Roca“ in Girona oder der „Osteria Francescana“ in Modena wartet man bis zu einem Jahr. Meldet man sich gleichzeitig zu einer Birkin Bag an, flattern Reservierungszusage und Tasche wahrscheinlich zugleich ins Haus.
Mode und Gastronomie – beides sind Welten in denen die Gesellschaft die Spitzenleute als Künstler sieht. Ganz wie es Maler Joan Miró einmal sagte: „Ein Koch wird in dem Moment zum Künstler, in dem er versucht etwas mit seinen Gerichten auszudrücken.“ Aber nicht nur, dass Fashion und Food inzwischen beide zu den schönen Künsten dieser Erde zählen – die einst konträren Pole nähern sich auch immer weiter an.
So dass Prada zur Präsentation ihrer aktuellen Kollektion Fingerfood in den Farben der Kollektion reichen lässt und Chanel seinen Catwalk gleich in einen Supermarkt verlegt. Für die Frühjahrsmode von Dolce und Gabbana 2012 durften die Zutaten einer Minestrone, also einer klassischen italienischen Gemüsesuppe, sogar auf Stoff. Tomaten- anstatt Rosenmuster hieß es damals. Ebenso wie heutzutage Bananen auf Handycovers, ein Ananas-Muster auf Kosmetiktäschchen oder Fingernägel im Wassermelonen-Design daherkommen.
Die Grenze zwischen Food und Fashion verschwimmt – wird aufgegessen von der Neugier der Menschen auf Neues, Anderes, Kreatives. So wie es Fotograf Fulvio Bonavia oder die Künstlerin Sung Yeon Ju ihren Anhängern liefern. Denn die Designer-Tasche von Bonavia ist auf seinen Fotos aus Brokkoli und Sung Yeon Ju fertigt Kleider aus Frühlingszwiebel und Artischocken.
Künstler-Koch und Künstler-Fotograf, die gemeinsame Sache machen, gab es auch schon vor einigen Jahren in Salzburg. Denn für das Projekt „Food und Fashion“ kleidete der ehemalige Küchenchef des Hangar-7 in Salzburg, Roland Trettl, Models in Schweinenetz oder Fischhaut und Fotograf Helge Kirchschlager setzte fotografisch in Szene.
Gerichte machen Kleider
Vom Essen zur Mode – also den umgekehrten Weg zu gehen mit der Idee Gerichte auf Kleider zu packen hatte man indes im Baskenland. Und zwar konkret Victor Serna, Modeschöpfer beim Label „Loreak Mendian“ und Sternekoch Andoni Luis Aduriz aus dem Restaurant „Mugaritz“.
Und so kann man seit 2015 eines der klassischsten Gerichte aus dem 2-Sternerestaurant Mugaritz auch anziehen: Helechos quemados“, also „Gebrannter Farn“ heißen Gericht ebenso wie Hemd und Kleid. Die bösen Kräuter also „Malas hierbas“ aus dem Menü des Kreativrestaurants gibt es ebenso auf Kleid und Bluse.
„Wer bei der Mode auf Handarbeit und Schönheit achtet, der wird auch bald bei gutem Essen landen“, ist man sich in Mode und Gastronomie einig. Emulsionen in der Welt der Mode und des Essens: So dass man gebrannten Farn nun auch anziehen kann und das Parfum von Chanel essen. Letzteres ist ein Projekt von Chef-Pâtissier Jordi Roca aus dem Celler de Can Roca in dem er Desserts aus den Geruchskomponenten berühmter Parfums kreiert.
Der belgische Chocolatier Dominique Persoone entwirft in der Zwischenzeit gemeinsam mit dem Hutmacher Stephen Jones’ Kollektionen aus Schoko-Hüten, bringt selbst eine ganze Schoko-Lippenstift-Linie heraus und hat über seinem Tattoo der Rolling-Stones-Zunge „Chocolate is Rock‘ n Roll“ stehen. Schließlich sind Musik und Mode immer schon Schwestern der schönen Künste. Essen und Gastronomie beginnen hier langsam mitzumischen.
Schließlich heißt es nicht umsonst, „das Auge isst mit.“ Wobei es gerade ein großer Modeschöpfer war, der Banane, Kräutern und Minestrone einen großen Vorteil gegenüber Glockenhosen und Co. einräumte: Yves Saint Laurent. Denn der sagte: „Alle Elemente in unserem Leben folgen einem gewissen Stil. Es gibt nur eine Sache die nie aus der Mode kommt, und das ist gutes Essen.“
Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, dann schau doch mal zu Teil 2 und Teil 3 unserer “Essen & …”-Serie:
– Essen & Musik
– Essen & Film
Nina für Tante Fanny (29.08.2016)